ERNSTHAFTIGKEIT STATT GREENWASHING

Ernsthaftigkeit statt Greenwashing bringt Akzeptanz.

„Wir sind auf Akzeptanz angewiesen“ – am Thema Nachhaltigkeit, so Jean-Claude
Parent, Präsident des GC Owingen-Überlingen und Vorsitzender des Marketing-Ausschusses des Deutschen Golf-Verbandes, komme der Golfsport kaum noch vorbei. „Das Thema hat inzwischen eine extreme Relevanz“. Auch deshalb, weil jede Golfanlage Teil der Gesellschaft sei, gleichzeitig aber „vor allem auch wirtschaftlich arbeiten muss“. Themenbereiche wie „Golf & Natur“ und Nachhaltigkeit, seien damit in Zukunft fester Bestandteil von Entwicklungsplänen der einzelnen Golfclubs.

Kooperation mit externen Experten.
Parent hat die Entwicklung von “Golf und Natur” im Golfclub Owingen-Überlingen verfolgt, die inzwischen komplett im Besitz des Vereins ist. Hier hat man sich der Thematik langsam angenähert. Eine Zusammenarbeit mit Thomas Hepperle, ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter im Bodenseeraum und bei der Heinz-Sielmann-Stiftung aktiv, machte den Anfang. „Er fand die Golfanlage landschaftlich interessant“, erinnert sich Parent. Die diversen Aktivitäten des Clubs zum Beispiel beim Erhalt alter Obstbaumsorten oder der Pflege von hochwertigen Extensivflächen wurden damit erstmals von einem Fachmann außerhalb der Golfszene beurteilt. Es folgte eine Kooperation mit dem Bund Naturschutz, kurz BUND – ein Weg, den viele
Golfanlagen noch immer scheuen, weil die Befürchtung besteht, dass dieser Verband Golfanlagen generell kritisch gegenüberstehe. „Wir sind eigentlich überrascht gewesen“, resümiert Präsident Parent seine Erfahrung über die ersten Kontakte, „wir hatten mit Frau Dr. Boll eine Ansprechpartnerin, die sehr kooperativ an das Thema rangegangen ist.“

Mit Ernsthaftigkeit überzeugen.
Wesentlich für den Erfolg bei jedem Golfclub, so Parent, sei, dass beim Gegenüber das Gefühl entstehe, dass im Golfclub nicht einfach Greenwashing betrieben werde, sondern man sich ernsthaft um das Umweltthema bemühe. Daraus entwickelte sich im Fall von Owingen-Überlingen ein produktives Miteinander: Die BUND-Beraterin erstellte sogar ein langfristiges Konzept für den Umgang mit dem Thema Natur auf der Anlage. Kontinuität ist ein weiterer Punkt, den Parent Golfanlagen bei der Herangehensweise empfiehlt: „Das ist für mich als Club-Präsidenten ja wesentlich, wir müssen die Mitglieder bei dem Thema mitnehmen.“

Relevanz des Umweltthemas vermitteln.
Geprägt von den Erfahrungen im Club Owingen-Überlingen definiert Parent aus Marketing-Sicht für die deutsche Golf-Landschaft beim Thema Golf & Natur folgende wesentlichen Punkte:

  • Die zahlreichen Initiativen in den Clubs und vor Ort schlagen sich nicht immer in einem Engagement beim DGV-Programm „Golf & Natur“ nieder. „Das ist ein sehr komplexes Programm, das von Verbandsseite ambitioniert aufgesetzt wurde und nicht immer unten ankommt.“
  • Wie kann die Thematik in die Abläufe eines Clubs eingebunden werden, der im
    Alltag ohnehin schon mit Personalfragen, Mitgliederdienstleistung oder Sport
    beschäftigt ist? „Viele Clubs sind ja guten Willens, aber die Manpower fehlt oft.“
  • Die Berührungspunkte zwischen dem Thema Golf & Natur und dem Mitglied selbst müssen identifiziert werden. „Wir müssen die Relevanz des Themas vermitteln und die Clubs befähigen, Projekte dann an der Basis umzusetzen.“
  • Wie lässt sich das Thema Golf & Natur mit den Themen Tourismus und Wirtschaftlichkeit verbinden?

„Im GC Owingen-Überlingen verkaufen wir inzwischen sogar Ökopunkte“, erklärt Parent die Möglichkeiten, die mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung einer Anlage einhergehen. Und: Im Zuge einer touristischen Ausrichtung von Regionen könne der Natur- und Nachhaltigkeitsaspekt als wesentliche Stärke des Golfsports herausgearbeitet werden.

Einfacher Einstieg mit “Lebensraum Golfplatz”.
In Baden-Württemberg hat man mit der Aktion „Lebensraum Golfplatz – wir fördern Artenvielfalt“ inzwischen einen Einstieg in die Umweltthematik gefunden, der vergleichsweise unkompliziert ist und dadurch auch gut von den Clubs angenommen wird. „Hier haben wir versucht einen Bottom-up-Prozess aufzusetzen, und das ist sehr gut gelungen“ zeigt sich der Marketing-Experte zufrieden. Will heißen: Die Wirkrichtung erfolgt aus den Clubs, also der Basis heraus. Unkomplizierte, kleine Infoveranstaltungen schaffen einen leichten Einstieg, die Kosten sind überschaubar. Und 56 Golfplätze in Baden-Württemberg machen inzwischen mit! Das Beste daran – sowohl der Prozess von der Basis als auch jener von der Verbandsseite Richtung Clubs, so die Erfahrung in Baden-Württemberg, befruchten sich inzwischen gegenseitig. Über das Projekt Lebensraum Golfplatz hinweg entdeckt die eine oder andere Golfanlage, dass sie sich noch mehr mit dem Thema Natur & Umwelt auseinandersetzen will und meldet sich an beim DGV-Programm Golf & Natur.

Am Ende, so die Erfahrung Parents, profitiert jede Anlage vom Engagement: „Die Türen bei Genehmigungsverfahren, bei den Behörden gehen leichter auf.“ Die Akzeptanz für den Golfsport wachse. „Früher waren wir Golfanlagen für viele ein Problem, jetzt sind wir ein Teil der Lösung.“

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